Krisen und andere Herausforderungen in unserem Leben

Von Erika Ramsauer

Das menschliche Leben und die Welt werden immer wieder von Krisen jeder Art erschüttert. Die Biografiearbeit kann Möglichkeiten schaffen, Lebenssituationen besser zu verstehen und damit umgehen zu können. Menschen, die aufgrund fehlender Ressourcen oder einer besonders einschneidenden Lebenssituation Unterstützung beim Gestalten Ihres Lebens brauchen, können durch Biografiearbeit Unterstützung erfahren und zwar unter Einbeziehung der jeweiligen sozialen Wirklichkeit, mit der jeder Mensch verbunden ist.

Hier wird zwischen der biografischen Selbstreflexion und der Unterstützung in der Entwicklung von Bewältigungsstrategien bzw. Unterstützung bei der Lebensplanung durch professionelle Biografiearbeit in der psychosozialen Beratung unterschieden. Krise führt zu Angst, gefühlter Ohnmacht und hohem Stress. Die Orientierung fehlt.

Was ist eine Krise?

Mensch sein heißt, in Übergängen leben. Was heißt zu Ende gehen? Das Vergangene geht und das Gewesene kommt. (Gästebuch Frankls)
Was ist vergangen? Was ist gewesen? Das Wesentliche verliert man nie.

Wir bearbeiten viele Prozesse zu rational. Wir sollten das Leben arbeiten lassen. Wir lassen der Seele oft nicht die nötige Zeit. Sich erinnern ist auch eine Möglichkeit, Zukunft zu erschließen. Keiner kann irgendwo ganz neu anfangen. Wir sind unsere gelebte Geschichte. Wir können aber am Alten weiterbauen und es verändern. Der Mensch hat eine Zukunft und eine Vergangenheit. Morgen schauen wir schon auf gestern zurück. Übergangsphasen sind immer Phasen der Labilität und verbunden mit Angst, Spannung und Selbstzweifel. Man kann sich in labilen Phasen leichter verändern, und das ist eine Chance. Bei Übergängen kommt immer wieder die Sinnfrage auf. Ich zweifle an dem, was war. Welche leitenden Werte habe ich? Lebensübergänge sind eine Rückschau auf Erfahrungen. Welche Krisen habe ich durchlebt?

Wann wird ein Übergang zur Krise?

Krise heißt, nichts mehr ist selbstverständlich. Die Anforderungen übersteigen unsere subjektiven Fähigkeiten, und die eigenen Strategien helfen nicht mehr. Wohlergehen ist nicht mehr möglich. Menschen sind aber nicht permanent in einer Krise. Es kommt auch zum Totstellreflex des Menschen. Es geht vorbei. Krisen werden dann gut überstanden, wenn eine gute Grundgeborgenheit (besteht aus Kontrolle und Orientierung und in der Folge aus sich umeinander kümmern und füreinander sorgen) vorhanden ist.

Die Logotherapie und ihre Haltung in Bezug auf Krisen

Wenn eine Krise eintritt, können Werte nicht mehr gelebt werden, und der Sinn leidet. Aus logotherapeutischer Sicht (nach Viktor Frankl) ist die Hinwendung zu einer sinnvollen Aufgabe bei der Bewältigung von Krisen ein wichtiger Faktor. Jede Krise ist individuell und auch die Schwere ist mit keiner anderen vergleichbar. Frankl sagte: „Das Leben fragt uns und wir haben zu antworten!“ Nicht umgekehrt.

Salutogenese und ihr Bezug zur Krisenbewältigung

Die Salutogenese als Lehre der Gesundheit von Aaron Antonovsky kann auch bei der Bewältigung von Krisen herangezogen werden. Antonovsky zählt 4 Ressourcenbereiche auf, die zu Gesundheit im weitesten Sinn führen können bzw. wichtige Faktoren dafür sind:

  1. Körperliche Widerstandskraft: Je stärker diese ausgeprägt ist, desto besser wird ein Mensch mit Krisen umgehen können. Ein gesunder Mensch hat mehr Energie, sich der Krise zu stellen.
  2. Materielle Ressourcen: Auch das Materielle darf nicht zu kurz kommen. Ohne Geld ist es schwierig, Herausforderungen im Leben meistern zu können.
  3. Psychosoziale Ressourcen: Wer jemals in einer Krise war, wird wissen, wie wichtig ein Netzwerk sein kann – seien es Freunde, Geschäftspartner oder auch die Familie, die Rückenstärkung bieten.
  4. Psychische Ressourcen: Das ist unsere Möglichkeit, mit Krisen umgehen zu können. Diese Ressourcen kann z.B. durch Selbstreflexion trainiert werden. Wenn sich ein Mensch gut kennt, wird er leichter durch Krisen durchkommen, da er auf frühere Bewältigungsstrategien zurückgreifen kann.

Ich möchte die 4 Punkte noch mit einem 5. Punkt ergänzen:

  • Die spirituellen Ressourcen: Für viele Menschen ist genau diese Ressource sehr wichtig und kann gut zur Bewältigung von Krisen beitragen.

Fazit: Menschen können im Vorfeld ihre Psyche mit einfachen, aber wirkungsvollen Übungen stärken. Jede Herausforderung hat auch eine zweite Seite. Vielleicht kann ich z.B. in einem Krankheitsfall auch einen positiven Aspekt finden. Elisabeth Lukas führt sehr wichtige Fragen für uns Menschen an: WOZU gesund werden? Um WAS zu erledigen? Um WER zu sein?

Erika Ramsauer, MTD, Salzburg, Heilpraktikerin für Psychotherapie

www.erikaramsauer.at

(Kontakt mail: erikaramsauer@lebensmutig.de)

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