Videobiografie: Ein Lebensfilm voller bewegender Erinnerungen

Von Verena Glaese
Was hinterlasse ich der Welt, wenn ich einmal nicht mehr bin? Wie kann ich meine Erinnerungen festhalten, um meine Erfahrungen an künftige Generationen weiterzugeben? Und wie bewahre ich meine Lebenserfahrungen so, dass sie lebendig erzählt und emotional erlebbar sein? Diese Fragen stellen sich viele Menschen, wenn sie auf ihr Leben zurückblicken. Eine Biografie hält die wichtigsten Themen, Lebensfragen und Wendepunkte fest.

Dabei setzen immer mehr Menschen in der Biografiearbeit auf Videos, um ihre Erlebnisse auf eine Weise weiterzugeben, die über Worte hinausgeht. Eine Videobiografie, auch Lebensfilm genannt, hält nicht nur die Geschichte fest, sondern auch Gefühle, Mimik und Stimme – und macht so einen Menschen in all seinen Facetten für andere greifbar.

Die Bedeutung von Videos in der Biografiearbeit

In einer Welt, die zunehmend durch Bilder geprägt ist, bietet ein Video- oder Filmformat eine besondere Form der Erinnerungsarbeit. Kein Medium kann uns einen Menschen in kürzerer Zeit näher bringen als das bewegte Bild. Während Worte allein manchmal unzureichend wirken, um das Wesen einer Person vollständig zu vermitteln, gibt ein Erinnerungsfilm der Lebensgeschichte ein Gesicht und eine Stimme. Sprache, Mimik, Bewegungen, Ausstrahlung und vor allem Emotionen werden in Sekunden transportiert und bilden die Persönlichkeit in seiner Gesamtheit ab. Dadurch entsteht Nähe.

Ein Beispiel: Als typische Norddeutsche stolperte meine Oma beim Sprechen über den spitzen Stein. Sie liebte es, Witze zu erzählen. Und ich liebte ihre Lachfältchen und die Art, wie sie ihre Wangen aufplusterte, wenn sie ihren Lieblingswitz erzählte. Kurz darauf brach sie immer in schallendes Gelächter aus, die Augen voller Tränen. Genau diese Momente und die damit verbundene unverwechselbare Ausdrucksweise eines Menschen fängt die Kamera ein. So können Familie, Freunde und kommende Generationen die Geschichten und besonderen Momente ihrer Lieblingsmenschen auch nach Jahrzehnten noch miterleben.

Jede Lebensgeschichte verdient eine Biografie

Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass nur prominente Menschen eine Biografie verdienen. Jeder Mensch, egal ob bekannt oder nicht, hat eine einzigartige Lebensgeschichte, die es wert ist, bewahrt zu werden. Oft sind es gerade die persönlichen, „unsichtbaren“ Geschichten des Alltags, die eine Gesellschaft prägen und das Verständnis für eine bestimmte Zeit vertiefen.

Die Lebensgeschichte von Erna M. zeigt eindrucksvoll, wie sie im Zweiten Weltkrieg ihre vierköpfige Familie und ihre kranke Mutter versorgte, während ihr Mann im Krieg war. Gleichzeitig arbeitete sie in einer Munitionsfabrik und musste ihre Wohnung mit Fremden teilen, die als Ausgebombte zwangs-einquartiert wurden. Besonders eindringlich schildert sie, wie sie in Panik geriet, als die Lebensmittelkarte für den gesamten Monat plötzlich weg war. Ihre Geschichte ist gespickt mit etlichen Anekdoten aus dem täglichen Leben. Die verschiedenen Facetten geben tiefe Einblicke, wie Menschen in dieser schweren Zeiten ihren Alltag bewältigten und die Hoffnung nie aufgaben.

Hans T., privater Handwerker in der ehemaligen DDR wiederum erzählt von einem Leben, das von Einschränkungen, Geschäften unter der Hand aber auch von großem Zusammenhalt geprägt war. Da Material knapp war und die Bürokratie das Arbeiten erschwerte, mussten private Handwerker improvisieren und kreative Lösungen finden – zum Beispiel, indem Hans T. Blumenkohl gegen gebrauchte Fliesen tauschte und dafür einen Tag unterwegs war.

Solche persönlichen Geschichten dokumentieren, wie sich große historische Ereignisse auf das Leben „normaler“ Menschen auswirkten, und machen die Zeitgeschichte greifbarer und emotional zugänglich. Diese scheinbar kleinen Geschichten geben oft ein präziseres Bild der Kultur und Werte einer Gesellschaft als die großen Lebensläufe berühmter Persönlichkeiten. Sie sind ein Teil unseres kollektiven Gedächtnisses. Indem wir sie festhalten, bewahren wir nicht nur die individuelle Lebensgeschichte, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte.

Was gehört in eine Biografie?

Die meisten jungen Menschen können sich gar nicht vorstellen, dass Oma und Opa auch einmal Kinder waren, oder wie es war, ohne Internet und Smartphone aufzuwachsen. Daher gehören Kindheitserlebnisse zu den Klassikern der Biografiethemen.

Weitere biografische Themen:

  1. Kindheit und Familie: Herkunft, Erziehung, Familienverhältnisse, Kindheitserinnerungen
  2. Bildung und Beruf: Ausbildung, Studium, beruflicher Werdegang, wichtige Karriereentscheidungen
  3. Herausforderungen und Krisen: Schicksalsschläge, Verluste, persönliche und berufliche Herausforderungen, gesundheitliche Probleme
  4. Beziehungen und Partnerschaften: Freundschaften, Liebesbeziehungen, Ehe, Familie, Kinder
  5. Lebenswerte und Ideale: Persönliche Überzeugungen, moralische Werte, politische Ansichten, Glaube
  6. Bedeutende Ereignisse und Wendepunkte: Erfolge und Misserfolge, Zufälle, Entscheidungen, die das Leben nachhaltig beeinflusst haben
  7. Reisen und Ortswechsel: Umzüge, Auslandsaufenthalte, prägende Reiseerfahrungen
  8. Hobbys und Leidenschaften: Freizeitaktivitäten, persönliche Interessen, künstlerische oder sportliche Engagements

Die Schwerpunkte einer Biografie sind dabei sehr individuell und spiegeln das wider, was für die jeweilige Person besonders prägend war. Jeder Lebensweg ist einzigartig. Und so unterscheiden sich auch die Themen, die in einer Biografie hervorgehoben werden. Es ist genau diese Vielfalt, die es so faszinierend macht, sich mit dem Lebensgeschichten nahe stehender Menschen zu befassen.

Videobiografie: Geschichten lebendig und emotional erzählen

Sobald die biografischen Themen festgelegt sind, beginnt die eigentliche Arbeit erst richtig. Es genügt nicht, lediglich eine Abfolge von Ereignissen oder Antworten auf Fragen zu dokumentieren. Ein gelungener Lebensfilm verlangt auch dramaturgisches Geschick, um aus dem gesammelten Material eine packende und stimmige Erzählung zu gestalten. Wie bei jedem guten Film muss die Geschichte eine Struktur haben, mit Höhen und Tiefen, Emotionen, einer Entwicklung und Erkenntnissen. Die Kunst besteht darin, das Leben der Person so zu erzählen, dass die Zuschauer nicht nur Fakten erfahren, sondern emotional berührt werden und ein tiefes Verständnis für den porträtierten Menschen entwickeln.

Folgende Elemente zeichnen eine gute Videobiografie aus:

  1. Echtheit und Authentizität: Ein gelungener Erinnerungsfilm fängt die wahre Persönlichkeit der porträtierten Person ein. Er zeigt authentische Momente, in denen der Mensch sich nicht verstellt, damit die Zuschauer eine echte Verbindung zu ihm aufbauen können.
  2. Fokussierte Erzählstruktur: Ein klares Narrativ („Roter Faden“) – hilft, die Geschichte strukturiert und fesselnd zu erzählen. Wichtige Lebensstationen, Erlebnisse, Wegbegleiter oder prägende Momente sollten in einer logischen Abfolge präsentiert werden, um die Zuschauer durch die Geschichte zu führen – und die Entwicklung im Laufe des Lebens aufzuzeigen.
  3. Emotionale Tiefe: Ein gutes Filmporträt erzeugt emotionale Resonanz. Es geht nicht nur um Fakten, sondern darum, wie die porträtierte Person ihre Erfahrungen erlebt hat. Die Emotionen – ob Freude, Trauer oder Stolz – sind der Schlüssel, um die Zuschauer zu berühren.
  4. Visuelle und auditive Gestaltung: Bild- und Tontechnik spielen eine entscheidende Rolle. Nahaufnahmen, sorgfältige Lichtsetzung und passende Musik unterstreichen die Stimmung und setzen die biografierte Person in Szene, ohne aufdringlich zu wirken. Je nach Projekt kann auch Drohnentechnik gezielt eingesetzt werden, um eindrucksvolle Perspektiven zu schaffen und stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen harmonisch in die Erzählung zu integrieren.
  5. Persönliche Perspektive: Es geht darum, die Einzigartigkeit der Person herauszuarbeiten. Ein Filmporträt sollte zeigen, was den Menschen besonders macht und warum seine Geschichte erzählenswert ist.
  6. Interviewtechnik: Die Art und Weise, wie ein Interview geführt wird, beeinflusst maßgeblich die Qualität des Videoporträts. Damit sich die erzählende Person wohlfühlt und offen über persönliche Erlebnisse spricht, muss die Interviewerin eine vertrauensvolle Atmosphäre aufbauen und diese während des gesamten Gesprächs halten. Indem sie gezielte Fragen stellt, ermöglicht eine erfahrene und mental agile Interviewerin tiefe Einblicke in das Leben des biografierten Menschen. Sie geht dabei auch auf unerwartete Antworten ein und schafft so Raum für authentische Erzählungen. Um im Interview die nötige Tiefe entstehen zu lassen, geht sie auch auf unerwartete Antworten ein, fragt nach und schafft so Raum für authentische Erzählungen. Gleichzeitig ist sie dafür verantwortlich, das Gespräch voranzubringen und zum richtigen Zeitpunkt die Gesprächsführung übernehmen. Das erfordert feine Antennen, Fingerspitzengefühl und Durchsetzungsvermögen.
  7. Schnitt und Postproduktion: Die Magie passiert im Schnitt. In der Postproduktion werden die besten Szenen ausgewählt, verdichtet und dramaturgisch so angeordnet, dass ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Der Schnitt verleiht dem Film den Feinschliff, indem er das Timing der emotionalen Höhepunkte perfektioniert und durch Übergänge, Sounddesign und Farbbearbeitung das Filmporträt zum Leben erweckt.

Fazit: Eine Videobiografie bietet eine einzigartige Möglichkeit, die eigene Lebensgeschichte lebendig und emotional zu bewahren. Sie ist nicht nur ein wertvolles Erbe für Familie und Freunde, sondern auch eine Gelegenheit, das eigene Leben zu reflektieren und zu dokumentieren. Damit bewahrt sie nicht nur individuelle Erlebnisse, sondern auch wertvolle Zeitgeschichte für kommende Generationen.

Verena Glaese, Videobiografin aus Heidelberg unterstützt Privatpersonen wie auch Unternehmerfamilien, Werte weiterzutragen, ihre Nachkommen zu inspirieren und Antworten zu hinterlassen.

www.erzaehle-deine-geschichte.com

(Kontakt mail: verena.glaese@lebensmutig.de)

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