Von Stefan Kappner
Die Autorin, kürzlich mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt, beschreibt das Leben ihrer Mutter. Als armes „Farbikmädchen“ heiratete diese einen „anständigen“ Arbeiter und machte sich mit einem kleinen Lebensmittelladen und Café selbstständig. Sie musste sich lebenslang anstrengen, um diesen Status nicht wieder zu verlieren. Ihrer Tochter, der späteren Schriftstellerin, vermittelte sie dabei die Energie und das Durchhaltevermögen, die man benötigt, um sich aus ererbten Verhältnissen zu lösen. Auch wenn sie ihnen selbst weitgehend verhaftet blieb.
Ernaux‘ Buch, hat sich in biografischen Schreibgruppen als überaus anschlussfähig und anregend erwiesen. Der schnörkellose Stil und die zwar fragmentarisch-offene, aber klare Erzählweise laden zum eigenen Schreiben ein.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021, Taschenbuch, 89 Seiten, 12 €