7 Gründe, die eigene Lebensgeschichte aufzuschreiben

Buch schreiben

Von Michaela Frölich

Der Wunsch, seine eigene Lebensgeschichte aufzuschreiben oder aufschreiben zu lassen, hat verschiedene Gründe. Manche Menschen ist es sehr wichtig, ihre eigenen Erinnerungen zu bewahren, andere wollen durch das biografische Arbeiten Erlebnisse aus der Vergangenheit bewältigen. Die folgenden sieben Gründe, die eigene Lebensgeschichte aufschreiben zu wollen, begegnen mir am häufigsten, wenn ich mit Menschen arbeite, die ihre Geschichten bewahren möchten:

1. Erinnerungen bewahren

Wer seine eigene Geschichte in einem Buch veröffentlicht, sichert wertvolle Erinnerungen vor dem Vergessen. So können nicht nur persönliche Anekdoten für die Familie und nachfolgende Generationen erhalten werden, auch für den Erzähler dient eine Biografie in Form eines Buches als persönliche Erinnerungsstütze. So können Erlebnisse, nicht nur im Falle von Gedächtnisverlust durch Krankheiten wie Demenz, wieder aufleben, sobald sie gelesen oder vorgelesen werden.

2. Zeitzeugenarbeit

Die eigene Perspektive auf historische Ereignisse und Zeitphänomene zu dokumentieren, ist von unschätzbarem Wert. Ob es um Kriegserfahrungen, politische Umbrüche oder andere bedeutende gesellschaftliche Ereignisse geht – die Zeitzeugenarbeit ermöglicht es, individuelle Erfahrungen und Ansichten für zukünftige Generationen festzuhalten und somit Geschichte lebendig zu erhalten.

3. Bekanntheit und Prestige

Prominente Persönlichkeiten, wie Unternehmer, Politiker oder Künstler, nutzen Biografien oft, um ihre Rolle in der Gesellschaft zu unterstreichen und ihr Image zu schärfen. Diese Biografien vermitteln ihre Visionen und erhöhen ihr Ansehen, indem sie über Medien und Verlage verbreitet werden.

4. Wissen und Erfahrungen weitergeben

Menschen mit besonderen Lebenserfahrungen oder speziellem Wissen möchten dieses oft mit anderen teilen. Dies kann die Leser inspirieren und neue Perspektiven aufzeigen, egal ob es um beruflichen Erfolg, Überwindung von Niederlagen oder das Leben in einer anderen Kultur geht.

5. Selbstwahrnehmung und Selbstvergewisserung

Das Schreiben über das eigene Leben ist oft ein Weg, sich selbst besser zu verstehen und zu reflektieren. Es kann ein Mittel zur Selbstwahrnehmung und Selbstvergewisserung sein, sei es durch Tagebuchschreiben, Jahresrückblicke oder autobiografische Skizzen.

6. Lebensbilanz ziehen

Viele Menschen fühlen das Bedürfnis, ihr Leben zu bilanzieren, besonders bei wichtigen Lebensveränderungen wie im Übergang zur nachberuflichen Phase. Das Aufschreiben der eigenen Geschichte hilft dabei, vergangene Ereignisse zu ordnen und mit Sinnfragen des Lebens in Kontakt zu kommen.

7. Vergangenheitsbewältigung

Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit kann heilsam sein, insbesondere bei ungelösten Konflikten oder traumatischen Erlebnissen. Das Niederschreiben solcher Erfahrungen kann helfen, Frieden zu finden, zu vergeben und die Vergangenheit zu akzeptieren.

Jedes Leben ist einzigartig und verdient es, festgehalten zu werden. Eine Biografie als Buch stellt einen bleibenden Wert für die Zukunft dar.

Michaela Frölich / Grit Kramert (Hrsg.): Wege zur Biografie, Biografien schreiben und schreiben lassen
Verlag des Biographiezentrums 2016, Gebundene Ausgabe, 344 Seiten, 29,95 Euro, ISBN-10: 3940210043

Michaela Frölich M.A.
Biografin, Autorin, Dozentin Erwachsenenbildung, Schreibcoachin
Frankfurt am Main

www.schreibatelier-froelich.de

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Teilen:

Facebook
Twitter
Pinterest
LinkedIn

Weitere Artikel

Biografischer Collagetisch

Von Gabi Neuhaus Mein Herz schlägt für die Kunst und ihre vielfältigen Möglichkeiten, Geschichten und sich selbst in und mit Bildern zu finden. Vorgefundenes Material

Sachen von gestern

Von Adele v. Bünau „Sachen von gestern“ sind Dinge, die einst alltäglich waren und die mittlerweile nahezu verschwunden aus unserer Umgebung sind. Einige von ihnen

Das Genogramm in der Biografie-Arbeit

Von Annette Quentin Lebenskunst und Lebenskünstler:innen in meiner Familie entdecken In meiner biografischen Arbeit setze ich gerne das Genogramm ein, eine Methode aus der systemischen

Aktuelles

Weitere Blogeinträge

Patchworkfamilien – (K)eine besondere Familienform

Von Sandra Deistler Familie ist, wenn man die Leute mag, die einem auf die Nerven gehen. Meine große Tochter und mein Stiefsohn lachen gemeinsam über die staunenden Gesichter der Menschen, die danach fragen, wie viele Geschwister sie haben: Beide haben jeweils vier Geschwister: Fünf Kinder – das wirkt zunächst ungewöhnlich, irgendwie besonders. Weniger ungewöhnlich ist es, dem hinzuzufügen, dass die insgesamt sechs Kinder in drei Familien leben bzw. gelebt haben. Eine davon ist eine Einelternfamilie, eine Konstellation besteht die meiste Zeit des Jahres aus Vater, Mutter und Kind, wir sind die Patchworkfamilie: Aus zwei plus zwei wurden sechs. Etwas kompliziert finden es die beiden Großen, wenn sie Details erklären sollen, z.B. wieso mein dazu geschenkter Sohn eine Schwester hat, die zehn Jahre älter ist und eine, die 16 Jahre jünger ist als er. Meine Tochter weiß oft nicht, wie alt ihr dritter Bruder jetzt genau wird, wenn sie zu seinem Geburtstag eingeladen ist. Ein wichtiger Pfad der Biografiearbeit sind die Erinnerungen an die Menschen, die das eigene Leben geprägt haben. In der Kindheit sind die wichtigsten Menschen die Eltern und Geschwister sowie die ersten Freund:innen. Noch vor 50 Jahren waren Scheidungen unüblich. Heute kennt jedes Kind mindestens ein anderes Kind,

Biografischer Collagetisch

Von Gabi Neuhaus Mein Herz schlägt für die Kunst und ihre vielfältigen Möglichkeiten, Geschichten und sich selbst in und mit Bildern zu finden. Vorgefundenes Material wie Fotos, Briefe, Postkarten, Papierkorbschnipsel, u.v.m. ermöglicht spielerische, intuitive, kreative und sprachfreie Zugänge zu biografischem Arbeiten. Diese organisiere ich gerne am „Biografischen Collagetisch“ mit einem dazugehörigen Kunstbuffet, einer Auswahl sortierter Materialien und Werkzeuge. Die Essensmetapher ist dabei bewusst gewählt, denn intendiert ist eine lust- und genussvolle Beschäftigung mit den vorgefundenen Ressourcen. Der gestalterische Akt der Collage ähnelt dem des biografischen Arbeitens und verläuft in mancher Hinsicht auch kongruent. Ressourcenorientierte Biografiearbeit knüpft wie das Collagieren an Vorhandenem an. Im Vorgefundenen wird nach dem Erlebten, Möglichen oder neu zu Betrachtenden gesucht. Vergangene, gegenwärtige und zukünftige Lebensfragmente werden in der Biografiearbeit fragend und forschend in neue Zusammenhänge gestellt und erfahren – im besten Fall – Aktualisierungen im Hinblick auf spezifische Fragestellungen. Ähnliches passiert im Collageprozess: einzelne Teile werden ausgesucht und neu zusammen gesetzt, weiter aus- oder umgestaltet. In der Arbeit entsteht ein neues Bilderleben, möglicherweise eine neue Bilderzählung und ggf. auch eine Verarbeitung oder Neubewertung des mit den Einzelteilen verbundenen Erlebten. Collage & Biografiearbeit                                                           Was auf den Tisch kommt … Alle vorgefundenen und individuell bedeutsamen „Biografischen

Vom Dunkel ins Licht – Meiner Trauer Raum geben

Von Astrid Gaisberger Ab Februar merkt man es meistens, dass die Tage wieder spürbar länger und heller werden. Oft glaubt man auch, dass sich da die Stimmung automatisch aufhellt. Das kann sein, muss aber nicht. Gerade für diejenigen, denen es gerade nicht so gut geht, ist das ein zusätzlicher Belastungsfaktor. „Ich müsste mich doch besser fühlen.“ Vom Dunkel ins Licht. Wie schafft man das nach einer Verlusterfahrung? Den Schmerz fühlen, annehmen und verarbeiten Trauerarbeit heißt nicht, dass wir möglichst schnell da durchkommen. Zuallererst müssen wir den Schmerz annehmen und ihn zulassen. Ihn fühlen. „Ja, es tut weh.“ „Ja, es darf weh tun.“ So unterschiedlich wie wir Menschen sind, so unterschiedlich können sich auch die Trauerphasen gestalten. Biografiearbeit eignet sich gut, mit Verlusten umzugehen. Erinnerungen kreativ bewahren Eine Erinnerungsschachtel gestalten und befüllen kann wesentlich dazu beitragen, einen Verlust zu verarbeiten. Ich nehme mir bewusst Zeit, mich an das, was vorher war, zu erinnern. Sei es ein Mensch, ein Tier oder eine Lebensphase.Etwas mit den eigenen Händen gestalten, kann sehr beruhigend sein. Es kann ganz einfach eine Schuhschachtel sein, die man schön verziert, die man mit Acrylfarben bemalt oder mit Bildern aus Zeitschriften oder Kalendern beklebt. Es kann aber auch eine neu

  • Save-the-date

    Hier informieren wir über wichtige Veranstaltungen, zu denen Sie sich den Termin schonmal im Kalender vormerken können.

  • Info Brief

    Unser Info-Brief wird einmal im Monat herausgegeben von einem unserer Mitglieder.

  • Buch des Monats

    Hier stellen wir unser Buch des Monats vor.

  • Blog

    Unsere aktuellen Blogartikel finden Sie hier im Blog Bereich.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner Skip to content